Angebote, die Ritzen, Hungern, Suizid, Drogenkonsum oder riskantes Verhalten propagieren, erreichen in Social Media viele junge User:innen. In der virtuellen Gemeinschaft werden gefährliche Handlungen idealisiert, glorifiziert, Hemmschwellen abgebaut und zur Nachahmung animiert. Die Inhalte können oft vielschichtig sein, ein Angebot kann beispielsweise gleichzeitig Suizid, Selbstverletzungen und Essstörungen thematisieren.
Wenn Essstörungen und deren Folgen als erstrebenswerte Lebensmaxime glorifiziert werden, kann es sich um sogenannte „Pro-Ana“- und „Pro-Mia“-Inhalte handeln. Diese Namen leiten sich ab von Anorexia nervosa (Magersucht) und Bulimia nervosa (Ess-Brech-Sucht). Essstörungen zählen bei Jugendlichen zu den häufigsten chronischen Krankheiten. Werden Betroffene in ihrem Verhalten bestärkt, kann dies lebensbedrohliche Folgen haben.
Von selbstverletzendem Verhalten spricht man beispielsweise, wenn sich jemand mit einer Rasierklinge Schnittverletzungen am eigenen Körper zufügt („Ritzen“). Auch Verbrennungen und Verätzungen gehören dazu. Im Netz findet sich das Phänomen, dass selbstverletzendes Verhalten als Lifestyle bzw. als Mittel zum Spannungsabbau oder der Problemlösung präsentiert wird. Dabei können Videos und Bilder vom Akt der Selbstverletzung oder von blutenden Wunden Hemmschwellen herabsetzen und selbstschädigendes Verhalten stimulieren. Essgestörte oder Suizidgefährdete verletzen sich häufig selbst, weshalb Selbstverletzungen oft in Kombination mit Pro-Ana/Mia- und Suizid-Angeboten auftreten.
Hauptsächlich in themenspezifischen Foren und Communitys, aber auch in Social Media tauschen sich Menschen in Lebenskrisen über Suizidgedanken und -absichten aus. Neben präventiven Beratungsangeboten finden sich dort aber auch pro-suizidale Angebote. Diese enthalten z. B. Anleitungen, Ankündigungen und Verabredungen zum Suizid. Auch gibt es Inhalte, die zur Teilnahme an Suizid-Challenges aufrufen.
In Social Media ist die Darstellung von riskantem Verhalten beispielsweise in Form von Challenges und Mutproben beliebt. Viele sind spaßig und harmlos, einige sind jedoch riskant und gefährlich. Der soziale Druck bringt gerade Jugendliche dazu, dabei auch Verletzungen in Kauf zu nehmen.
Noch nie waren Informationen zum Gebrauch von Drogen so präsent und Suchtmittel selbst so leicht erhältlich wie heute. jugendschutz.net beobachtet seit Jahren Onlineangebote, die insbesondere neue psychoaktive Substanzen, sogenannte „Legal Highs“, bewerben oder zum Kauf anbieten. Inhalte, die Drogenkauf und -konsum verharmlosen, den Rauschzustand verherrlichen oder dazu auffordern, Drogen zu nehmen, können Jugendliche zur Nachahmung anregen.