Große Bandbreite an Angeboten und Inhalten
10% der Kinder und Jugendlichen in Deutschland haben im Internet bereits Inhalte gesehen, die zeigen, wie man Suizid begehen kann. Dies geht aus der EU Kids Online-Befragung zu Internet-Erfahrungen von 9- bis 17-Jährigen hervor (Hasebrink/Lampert/Thiel 2019).
Nicht jedes Online-Angebot bzw. jeder Inhalt zum Thema Suizid ist problematisch. Positiv zu bewerten sind Beratungs- und Selbsthilfeangebote, bei denen die Möglichkeiten der Krisenbewältigung im Vordergrund stehen.
Kritisch dagegen sind Pro-Suizid-Angebote bzw. ‑Inhalte, die, …
- den Suizid als alleinige, alternativlose Lösung darstellen
- ihn verharmlosen oder gar verherrlichen
- Suizid-Ankündigungen, -Partnersuchen und -Verabredungen erlauben
- zum Suizid auffordern
- detaillierte Anleitungen zu leicht nachahmbaren Methoden geben
- keine Möglichkeiten zur Krisenbewältigung aufzeigen
- ggf. sogar gezielt junge User:innen ansprechen.
Worin bestehen die Risiken für Kinder und Jugendliche?
Suizidgefährdete Jugendliche können durch Pro-Suizid-Angebote in ihren Vorhaben bestätigt und bestärkt werden. Daher sind für sie glorifizierende Suizid-Inhalte besonders gefährlich. Es besteht die Gefahr der Identifikation und Nachahmung, der sozialen Ansteckung, der Herabsetzung der Hemmschwelle und von Trigger-Effekten. Die Tragweite selbstgefährdender Verhaltensweisen können Jugendliche dabei meist nicht so einschätzen wie Erwachsene.
Pro-Suizidforen
Problematisch sind vor allem Pro-Suizidforen, in denen der Suizid als alleinige, alternativlose Lösung dargestellt wird. Dort werden Anleitungen zum Vollzug ausgetauscht, Methoden diskutiert und Suizidankündigungen sowie -partnersuchen veröffentlicht.
Suizid-Inhalte in Social Media
Auch solche Social-Media-Dienste, die bei Kindern und Jugendlichen besonders beliebt sind, sind davon nicht ausgenommen. User:innen generieren und verbreiten hier eine Vielzahl an Inhalten, die Suizid verharmlosen oder verherrlichen und zur Nachahmung anregen können. Insbesondere reichweitenstarke Social-Media-Dienste sollten so gestaltet sein, dass junge User:innen vor solchen Inhalten und den damit verknüpften Gefahren geschützt sind und Betroffene unterstützt werden.
Was tun bei Gefahr im Verzug?
Wie sollen Support-Mitarbeitende von Social-Media-Plattformen sich verhalten, wenn sie z. B. auf Suizidankündigungen oder –partnersuchen stoßen? Für solche internetbezogenen Gefahr-im-Verzug-Situationen hat jugendschutz.net zusammen mit dem Bundeskriminalamt und den Landeskriminalämtern einen Handlungsleitfaden erarbeitet.
Der Leitfaden enthält eine detaillierte Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Vorgehen. Außerdem listet er die Kontaktdaten der polizeilichen Ansprechpersonen in den einzelnen Bundesländern auf, die rund um die Uhr erreichbar sind.
Der Handlungsleitfaden „Gefahr-im-Verzug-Situationen im Internet“ wurde bislang über hundert Organisationen im In- und Ausland zur Verfügung gestellt. Der Leitfaden ist für Internet-Dienste-Anbieter und Online-Beratungsstellen gedacht und ausschließlich auf Anfrage erhältlich.