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Sexualisierte Deepnudes Minderjähriger erstellbar

 

Eine Recherche von jugendschutz.net zeigt: Mit frei zugänglichen Deepfake-Generatoren lassen sich Bilder von Minderjährigen sexualisieren – ein Risiko für den Schutz von Kindern und Jugendlichen.

Was sind Deepfakes?

Der Begriff Deepfake setzt sich zusammen aus den Worten „Deep Learning” (eine Methode des maschinellen Lernens) und „Fake” (engl. für Fälschung). In der KI-Verordnung der EU wird der Begriff folgendermaßen bestimmt: Ein „Deepfake“ ist ein durch KI erzeugter oder manipulierter Bild-, Ton- oder Videoinhalt, der wirklichen Personen, Gegenständen, Orten, Einrichtungen oder Ereignissen ähnelt und einer Person fälschlicherweise als echt oder wahrheitsgemäß erscheinen würde. Deepnudes sind eine Art Deepfake, bei denen bekleidete Menschen auf Bildern durch Deepfake-Generatoren ausgezogen werden. Solche Dienste, die Personen mit KI entkleiden, nennt man auch Nudifier.

Manipulation von Alltagsbildern mittels künstlicher Intelligenz

jugendschutz.net recherchierte zehn Nudifier, die Nutzer:innen die Möglichkeit zur Erstellung gefälschter Nacktdarstellungen geben. Zur Prüfung wurden KI-generierte Alltagsdarstellungen von Kindern verwendet. Die abgebildeten Kinder waren frontal sowie im Ganzkörperprofil zu sehen. In sechs von zehn Fällen erkannten die Nudifier das Bild, das ein Kind frontal zeigt, als Darstellung einer minderjährigen Person und ließen keine Manipulation des Bildes zu. Anders verhielt es sich bei der Darstellung eines Kindes, das von der Seite zu sehen ist. Kaum einer der Nudifier erkannte die dargestellte Person als minderjährig. Acht der zehn recherchierten Angebote verarbeiteten zumindest eine Version eines Bildes von einem Kind.

Mit kostenfreien Angeboten können Nutzer:innen Bilder bearbeiten lassen, sodass die dargestellte Person in Dessous oder gänzlich entkleidet gezeigt wird. Teilweise konnte per Prompt, also durch eine Text-Anweisung an den Nudifier, die gewünschte Kleidung bzw. der Grad der Nacktheit angegeben werden.

Beim Test jener Angebote, bei denen die minderjährige Person im Bild entkleidet wurde, zeigte das Ergebnis das Kind fast ausschließlich mit erwachsenen weiblichen Geschlechtsmerkmalen. Diese passten offensichtlich nicht zum kindlichen Körperbau der Person im Ausgangsbild.

Ein Angebot stach hervor: Die durch den Nudifier erstellte und geblurrte Version des Bildes zeigt auch nackt einen kindlichen Körperbau. Da die Bezahlfunktion des Dienstes zum Sichtungszeitpunkt nicht funktionierte, konnte das Bild jedoch nicht runtergeladen und scharf dargestellt werden.

Hohes Risiko für Kinder und Jugendliche – auch für Cybermobbing

Alltagsbilder von Minderjährigen können mittels Nudifier sexualisiert werden. Je nach Abbildung sowie Körperhaltung und Alter der Person können sogar sogenannte kinder- oder jugendpornografische Darstellungen generiert werden. Darunter fallen zum Beispiel Bilder, die die sexuell aufreizende Wiedergabe der unbekleideten Genitalien oder des unbekleideten Gesäßes einer minderjährigen Person zeigen oder Bilder von Kindern und Jugendlichen in aufreizend geschlechtsbetonter Körperhaltung (§§ 184b und 184c StGB). Zeigt das Ausgangsbild, das mit dem Nudifier manipuliert werden soll, eine jugendliche Person, sieht das verfälschte Bild potenziell realistischer aus, da sich bei Jugendlichen die Geschlechtsmerkmale bereits in einer pubertären Entwicklung befinden und so den durch die KI ergänzten erwachsenen Geschlechtsmerkmalen ähneln. Die Manipulation kann nur noch schwer erkennbar sein.

Solche erstellten nackten bzw. sexualisierten Darstellungen von Minderjährigen können weiterverbreitet und genutzt werden, um Minderjährige online und offline bloßzustellen, zu mobben und zu erpressen. Betroffene von digitaler sexualisierter Gewalt können unter langwierigen körperlichen, psychischen und sozialen Folgen leiden. Exemplarische Fälle in Spanien, Südkorea oder den USA belegen, dass auch Minderjährige selbst zu Täter:innen werden. Das – vielleicht nur aus Interesse und ohne böse Absichten – mit einem Nudifier schnell erstellte Nacktfoto eines Mitschülers oder einer Mitschülerin zieht schnell die Aufmerksamkeit einer ganzen Schule auf sich; und einmal im Netz verbreitet, ist es kaum möglich, das Bild wieder verschwinden zu lassen.

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