Medientyp: Bild
Medienformat: Sharepic
Veröffentlichungsdatum: 20.08.2022
Erfassungsdatum: 18.03.2023
Erfassungszusammenhang: Themenrecherche
Kategorie: Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
Art: LGBTQIA+-Feindlichkeit
Thema: Desinformation
Bildebene
Das Sharepic ist wie ein Plakat gestaltet, mit vielen Text- und einigen illustrativen Elementen (Personen und Gegenstände). Zwei an Comics erinnernde Gesichter ragen vom Rand in das Bild hinein. Oben rechts lächelt eine Person mit langen Haaren leicht, während die Gesichtsfarbe mit dem Rot des Hintergrunds verschmilzt. Am unteren Bildrand erscheint eine weitere Person mit schwarzer Haut und Haaren, die zwinkert und ebenfalls leicht lächelt. Zu den einzelnen Textpassagen sind drei ornamentale Gegenstände abgebildet: Eine Überwachungskamera, eine Spritze mit zwei Fläschchen, auf dem einen das Symbol für Männlichkeit, auf dem anderen das Symbol für Weiblichkeit sowie eine Toilette.
Die Schrift ist ausschließlich in Großbuchstaben, schräg und ungleichmäßig über das gesamte Bild verteilt, was eine gewisse Lebendigkeit und Dynamik hervorruft. Über dem Wort "Gründe" der blauen Überschrift sind drei vertikale, ungleichmäßig angeordnete Streifen, was die Schrift zusätzlich lebendiger macht. Der Hintergrund ist in einem auffälligen rot gestaltet. Durch diesen sowie der blauen und gelben Schrift wirkt das Bild insgesamt sehr bunt. Am unteren Rand des Plakats finden sich drei offiziell wirkende Logos.
Einordnung
Das Sharepic will den Anschein eines Aufklärungsangebots von offiziellen Behörden und Organisationen über trans* Frauen erwecken und verbreitet dabei gezielt Desinformationen. Die drei Logos am unteren Bildrand sind nicht originalgetreu abgebildet. Beispielsweise fehlen beim Logo des Bundesministeriums für Bildung und Forschung die letzten beiden Wörter. Auch die beiden anderen Logos sind fehlerhaft abgebildet. "Frag nach", die Initiative, die angeblich dieses Sharepic produzierte, existiert nicht. Weitere Ungenauigkeiten sind Schreibfehler, wie z. B.: "Schon dem Namen nach handelt sich sich […]". Zudem wird versucht, einen aufklärerischen Charakter herzustellen und damit ein seriöses Informationsangebot der politischen Bildungsarbeit zu imitieren. Es wird unter dem Deckmantel angeblich offizieller Stellen die Behauptung aufgestellt, trans* Frauen würden auf öffentlichen Toiletten gerne masturbieren und mit weiteren falschen Behauptungen begründet. Die angeblichen Gründe werden mit kleinen Illustrationen untermalt: Mit einer Überwachungskamera für den Schutzraum, mit einer Spritze und Fläschchen, mit Männlichkeits- und Weiblichkeitssymbol für die Hormontheraphie und einer Toilette für die Gleichsetzung des Geruchs von Toiletten und dem Genitalbereich von trans* Frauen.
Die bunten Farben, die Schrift, die Illustrationen und einige Formulierungen sorgen dafür, dass ein jüngeres Publikum adressiert wird. Es werden trotz des offiziell wirkenden Plakats einige lässig wirkende und umgangssprachliche Formulierungen gewählt, z.B. "Hand anlegen" für Masturbieren. Außerdem wirkt die schräge und unregelmäßig angeordnete bunte Schrift jugendlich und lebendig. Die comic-haften Illustrationen erwecken einen lustigen Eindruck, die Gesichter wirken naiv und etwas kindlich. Die Verbreitung von Desinformationen ist besonders kritisch, wenn ein jüngeres Publikum angesprochen wird, da hier noch nicht davon ausgegangen werden kann, dass bereits Medienkompetenzen, wie das Erkennen von gezielter Desinformation, entwickelt worden sind.
Kurzanalyse: Trans* Frauen auf öffentlichen Toiletten (nicht barrierefrei)