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(Quelle: Instagram, Original unverpixelt)

Kurzanalyse: Schutz vor LGBTIQ*-Propaganda

(Quelle: Instagram, Original unverpixelt)

 

Medientyp: Bild​
Medienformat: Posting​
Veröffentlichungsdatum: 05.04.2023​
Erfassungsdatum: 14.04.2023​
Erfassungsort: Instagram​
Erfassungszusammenhang: Themenrecherche​
Kategorie: Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit​
Art: LGBTIQ*-Feindlichkeit

Bildebene​

Das Bild zeigt einen Mann, eine Frau und zwei Kinder vermutlich auf einem Berggipfel vor einem bedeckten, teils grauen und Unwetter verheißenden Himmel. Links am Horizont ist ein Lichtstreif zu sehen, rechts durchbricht ein Meteorit die Wolkendecke. Mann und Frau halten mit Schildern Regenbogen-Strahlen ab, die von einem Fernsehapparat in der rechten oberen Ecke ausgehen, und schützen so die (oder ihre) Kinder. Sie sind dabei den Kindern zugewandt; der Mann reicht dem Mädchen einige Blumen, die Frau hält dem Kleinkind ein aufgeschlagenes Buch vor. Beide Kinder, ebenso wie die Mutter, scheinen zu lächeln. Es handelt sich um eine eher krude Bildmontage, vor allem, was die Regenbogenstrahlen betrifft. Ein Wasserzeichen („dreamstime“) ist in der Mitte sichtbar.​

Einordnung​

Das Bild wurde als Posting auf Instagram geteilt; der begleitende Kommentar gibt mit Hashtags wie „homeschool“, „homeschoolingmom“ und „tradwife“ Aufschluss über einen erweiterten Kontext. So bezeichnet eine „Tradwife“ (plural: „Tradwives“; Kurzformbezeichnung für „traditionalistische Ehefrau“) Frauen, die sich im Sinne der Selbstinszenierung und des Lebensstils bewusst an überlieferten westlichen Frauenbildern etwa der 1950er Jahre orientieren. „Homeschool“ wiederum spielt auf das in den USA bekannte Phänomen des Hausunterrichts, also der Bildungs- und Erziehungsarbeit außerhalb staatlicher Schulen an.
Doch auch ohne die Hashtags ist der Sinn des Bildes deutlich: Ob in öffentlichen Schulen oder – wie hier im Bild – über die Medien verbreitet, es ist an Eltern, ihre Kinder vor den negativen Einwirkungen einer vermeintlichen LGBTIQ*-Propaganda oder -Ideologisierung zu schützen, für die die Regenbogenfarben der Strahlen stehen. Mit dem Bild wird ausgedrückt, dass sexuelle und geschlechtliche Vielfalt oder zumindest die Art ihrer öffentlichen Thematisierung als schädlich angesehen wird. Oft wird in solchen Zusammenhängen auch eine „Frühsexualisierung“ ausgemacht und angeprangert: Geschlechtlichkeit oder Sexualität selbst seien als Themen nichts für Minderjährige. Gegen die Regenbogen-Beeinflussung werden hier entsprechend auch Vorstellungen von unschuldigen (ausgedrückt am Weiß des Kinderkleids links) und ganz „natürlich“ in Junge und Mädchen einteilbare Kinder „verteidigt“, jedoch auch traditionalistische Lebensweisen etwa im Medienkonsum: Als Gegenentwurf zum quasi attackierenden Fernsehapparat wird das Buch gesetzt, das schon dem Kleinkind präsentiert wird. Die ganze Szenerie mit ihrer unwirtlichen Landschaft, dem Gewitterhimmel und niederstürzenden Meteoriten in der Ferne ist die eines Weltuntergangs. Der ist wahlweise als moralischer oder sittlicher Niedergang zu deuten oder als göttliche Strafe für einen solchen Niedergang. Zugleich gibt es Hoffnung, wie der helle Streif am Horizont signalisiert: Gegen Queerness und moderne Medien (für die hier ein sogar recht altes TV-Gerät steht) als möglicherweise nur vorübergehende Phänomene oder Verirrungen steht die Familie mit ihren traditionellen Familienwerten als letzte Bastion oder rettendes (Über-)Lebensmodell. Entsprechend leuchten Mutter und Kind rechts fast engels- oder heiligenhaft.​
Die unsaubereren Regenbogenstrahlen oder das Wasserzeichen vermitteln: Es handelt sich bei dem Sharepic zwar um ein Gebrauchsbild ohne gestalterischen Anspruch, dafür aber um ein komplexes und nach Bedarf aktualisierbares Mittel („The Photo has been updated“ im Begleitkommentar des Posts), um eine weltanschauliche Botschaft oder Sichtweise zu verbreiten oder auszudrücken. Es steht so ironischerweise für eine digitale Bild- und Web-Kultur, mit der man offenbar weniger Probleme hat als mit der der vermeintlich indoktrinären Massenmedien.

Kurzanalyse: Schutz vor LGBTIQ*-Propaganda (nicht barrierefrei)