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(Quelle: Internetforum)

Kurzanalyse: 6 Million Pizzas

(Quelle: Internetforum)

 

Medientyp: Bild
Medienformat: Meme
Veröffentlichungsdatum: 22.01.2023
Erfassungsdatum: 09.10.2023
Erfassungszusammenhang: Themenrecherche
Kategorie: Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
Art: Antisemitismus
Thema: Holocaust

Bild- und Textebene

Das Meme zeigt eine Collage aus drei Fotos, die als kurze Bildergeschichte von oben nach unten zu lesen ist. Das erste Foto zeigt einen Hund mit einem (ins Bild retuschierten) Telefonhörer, der laut (englischsprachiger) Bildbeschriftung sechs Millionen Pizzen bestellt. Das zweite, mittige Bild zeigt eine Mitarbeiterin in einem Schnellrestaurant, die diese Bestellung annimmt und den Hund (mit „Sir“ anredend) informiert, dass es für diese Bestellung nicht genügend Öfen gäbe. Das dritte Bild zeigt, in Nahaufnahme, wieder den Hund, der mit verschmitztem oder boshaft-wissendem Lächeln erwidert: Das wüsste er.

Einordnung

Der dreiteilige Bilderwitz nutzt zwei Fotos des beliebten Meme-Hundes namens Kabuso, einem Shiba Inu, der u.a. für ironische Kommentierungen genutzt wird. Er wird hier verwendet, um sich über den Holocaust lustig zu machen bzw. ihn zu leugnen: Als eine Art Streich (Telefon-„Prank“) bestellt er „6 Millionen Pizzen“. Die genannte Pizza-Anzahl spielt auf die Zahl von sechs Millionen jüdischen Opfern der NS-Massenvernichtung an, der Begriff der „Öfen“ (mit dem die Bedienung passend zur Pointe antwortet) auf die KZ-Öfen, in denen die Ermordeten verbrannt wurden. Das finale „Ich weiß“ des grinsenden Hundes vermittelt: Es geht ihm als Handlungsfigur nicht nur darum, die Mitarbeiterin zum eigenen Vergnügen zu foppen. Indem er in die Kamera schaut bzw. die Betrachtenden des Bildes direkt anblickt, wird deutlich: Es soll, über die fiktive Handlungswelt hinausweisend, etwas „demonstriert“, klargemacht oder illustriert werden.
Konkret geht es hier um die in rechtsextremen und anderen Kreisen der Holocaustleugnung oder -verharmlosung weit verbreitete Behauptung oder Pseudo-Begründung, der Massenmord der Nationalsozialisten an jüdischen Menschen habe, zumindest in seiner historischen Dimension, schon allein logistisch oder technisch gar nicht stattfinden können. Ausgeblendet wird dabei die Realität des Massenmords in seinen unterschiedlichen Ausprägungen (neben der Vernichtung in Lagern etwa die Massenerschießungen in besetzten Gebieten) sowie die eindeutige Faktenlage. Die vermeintlich nicht ausreichende Zahl von Verbrennungsöfen für die hohe Anzahl an Leichen entstammt dabei widerlegten Behauptungen mit Blick auf Auschwitz. Die irrige Auffassung, dass dies scheinbar offensichtlich sei (und somit der Holocaust insgesamt eine Art absurdes Lügenmärchen), wird mit diesem vermeintlichen Meme-Witz als ironische Selbstverständlichkeit dargestellt und der bekannte, niedliche Hund Kabuso zu einem Charakter, der die nationalsozialistische Massenvernichtung von Jüdinnen und Juden abstreitet oder herunterzuspielen sucht.
Insofern es sich aber eben nur um reine Anspielungen handelt und (bewusst) auch andere Deutungen denkbar sind, ist hier von keinem Fall strafbarer bzw. unzulässiger Holocaustleugung selbst auszugehen.

Kurzanalyse: 6 Million Pizzas (nicht barrierefrei)